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Klartext 04/2011

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Kultur-Revolutionen sind schön!

Mit Facebook und Twitter gegen Kamele und Gummiknüppel:
neue Revolutionen ganz ohne Führer

von Avinasho

Ein polnischer Jude und ein Moslem mit deutschem Pass und ägyptischen Wurzeln fahren mit einem wild bemalten, alten Volvo und einem kleinen, weißen Hündchen durch Deutschland. Sie klappern Plätze ab, wo man gut mit religiösen Statements provozieren kann. Fünfmal sonntags, spätnachts, testete die ARD, ob die Deutschen religiöse Themen mit Humor nehmen können.

Sie können nicht. Die Sendung ist schon wieder abgesetzt. Henryk Broder, der Jude, hatte die heutige Cafeteria des Dachauer KZs getestet und verkündet nun, er wolle einen KZ-Cafeteria-Führer schreiben. Aufs Münchner Oktoberfest stellte er sich im schwarzen Schleier und mit Bierkrug. Oder die beiden treiben moslemische Bäcker und christliche Pilger mit gnadenloser Logik zur Weißglut. So amüsant in "Entweder Broder" scharfsinnig und lustvoll auf Tabus draufgehauen wird – religiöse und andere –, so kurzlebig ist das Vergnügen denn auch: wunderbare Mind-Blüten, aber mehr auch nicht.

Abschied vom Himmel

Fasziniert und berührt hat mich dagegen sein Kollege Hamed Abdel-Samat, der Moslem aus Kairo. Mitte der 90er ist er als Student nach Deutschland ausgewandert und inzwischen Dozent an der Münchener Uni. In seinem Buch "Abschied vom Himmel" erzählt er vor allem von sich. Beim Lesen wird spürbar, was es heißt, am Nil aufzuwachsen – in einer Gesellschaft, die sich "das Kopfkissen des Glaubens über die Ohren gezogen" hat.

Er meint, dass das so entstanden ist: Nachdem im Mittelalter die Araber bzw. der Islam ganz Nordafrika und halb Spanien zu einer Blüte in Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft verholfen hatten, haben ihnen Kolonialisierung, Ausbeutung und Unterdrückung später derart zugesetzt, dass ihre "chronische Kränkung, die bis heute andauert", eine Art Scham- und Trotzreaktion ausgelöst hat: "Die Renaissance des Glaubens und die Instrumentalisierung des Islam als politische Macht waren während … des Kolonialismus deutlich zu spüren" (Puh! Hoffentlich ist das jetzt korrekt zitiert, nicht, dass ich mich hier mit den Federn von Herrn Abdel-Samat schmücke! Und aus Versehen noch ein Plagiat bastle …). Die Europäer werden als gottlose Böslinge abgelehnt und zur Projektionsfläche für alles, was man selbst nicht sein will: raffgierig, materialistisch und aggressiv.

Leuchtet ein und fühlt sich auch so an. Für uns sind "die Moslems" im Gegenzug bedrohlich, stur, im Mittelalter stecken geblieben und radikal. Und wenn sie (wir) nicht gestorben sind, dann basteln wir (sie) noch heute an unseren Feindbildern. In meinem Kopf jedenfalls hat sich das Ende Januar schlagartig geändert. Plötzlich nervt mich die arabisch sprechende Oma in Neukölln nicht mehr, sondern ich will wissen, wo sie herkommt und wie ihre Leute die Revolution erlebt haben. Ich habe einen Riesenrespekt vor den Ägyptern, und davor, mit welcher Umsicht und Ausdauer sie den Quantensprung in ein neues Zeitalter geschafft haben bzw. emsig daran basteln, ihn zu schaffen.

Die Kulturrevolution von Kairo ist auch eine Revolution der Frauen. Sie kämpfen nicht nur gegen den Despoten, sondern wollen auch gleich das traditionelle Verhältnis von Männern und Frauen umkrempeln. Sie haben viel zu tun: Sie wollen sich weder einschüchtern noch beschneiden lassen. Und als ein Mann beim Protestzug auf dem Tahrir-Platz zu einer Gruppe von Frauen sagte: "Männer nach vorn, Frauen nach hinten!", rief eine zurück: "Wir sind hier nicht in der Moschee!" Da war sofort Ruhe.

Keine Antwort auf die Fragen

Hamed erzählt uns, was unterdrückte Sexualität mit ihm gemacht hat ("Sind wir ein Volk von Wichsern?") und wie stressig für ihn am Anfang Deutschland war. Der Culture-Clash, der Druck der Widersprüche war es wohl auch, der einen psychotischen Schub in ihm auslöste. Als er meint, den Straßenverkehr regeln zu können, landet er in der Psychiatrie. "Abschied vom Himmel" ist voller Tabubrüche und mit einer oft atemberaubenden Offenheit geschrieben. Er tat es zuallererst auf Anraten seiner Münchner Ärzte – um sich selbst besser verstehen zu können.

Der vollständige Text kann in der Printausgabe gelesen werden.

s.elten@gmx.de

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